Die Silhouette Jane Chattertons (von Anna-Dorothea Schneider und Holger Wilmesmeier)

Die Künstlerbohème vor dem ersten Weltkrieg belebte auch den Scherenschnitt neu. In Alfred Stieglitz‘ legendärer Zeitschrift Camera Work veröffentlichte John Barrett Kerfoot 1904 Silhouetten-Fotografien. In Deutschland hat etwa Ernst Moritz Engert sehr kunstvolle Silhouetten hergestellt.
Ein Silhouettenportrait ist einerseits prägnant, andererseits läßt es Raum für die eigene Fantasie. Es ist eben bloß ein Umriß.
Der Umriß der Jane Chatterton ist inspiriert vom Gibson-Girl, so benannt nach dem amerikanischen Illustrator Charles Dana Gibson, der ab etwa 1895 den Idealtypus der jungen Frau zeitgeistgemäß visualisierte. Für seine Zeichnungen saß ihm u.a. Evelyn Nesbit Modell. Das Gibson-Girl wurde zur Ikone einer ganzen Epoche und stand für die „neue Frau“, die selbständig ihren Weg geht und der Versorgungsehe eine Kameradschaftsehe vorzieht. (Ironischerweise traf das allerdings auf Gibsons Modell Nesbit im wirklichen Leben ganz und gar nicht zu.)
Bevor Jane Chattertons Profilbild seine endgültige Fassung bekam, habe ich eine Umfrage gemacht, weil ich nicht sicher war, ob die Figur mit Kragen oder ohne besser aussieht und ob das ganze eine Umrahmung haben sollte (wenn ja – eher rund oder besser oval?). 44 Personen beteiligten sich an dem Voting. Die Mehrheit war für einen ovalen Rahmen. Rolf Mylius schlug einen Doppelrahmen vor, Ulrike Wegner gab noch weitere Anregungen. Allen, die mitgemacht haben sei auch noch einmal an dieser Stelle hier gedankt. Ich hoffe, die Endfassung läßt etwas vom Charakter der Hauptfigur aufscheinen. Ich hoffe auch, dass die Betrachter die in der Silhouette versteckten Hinweise enträtseln …

2 Kommentare zu „Die Silhouette Jane Chattertons (von Anna-Dorothea Schneider und Holger Wilmesmeier)

  1. Die Hinweise! Ja, warum hast du das nicht gleich gesagt! Ich sehe einen bärtigen Mann in Janes Frisur und die Initialen JC in ihrem Kragen. Habe ich etwas übersehen?

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  2. Nein, Du hast nichts übersehen. Kompliment für Deine wachen Augen. Viele, die ich schon auf diese Details hin befragt habe, konnten, wenn überhaupt nur sehr schwer etwas herausdeuten. Ich selbst, als Gestalter der Vignette bin natürlich quasi das Gegenteil von betriebsblind und sehe die hineingearbeiteten Formen natürlich jedesmal sogleich und war deshalb über die unterschiedlichen Reaktionen fremder Betrachter umso erstaunter.

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