Ein mörderisch heißer Sommer … (von Anna-Dorothea Schneider)

… ist uns 2018 beschert. Wir fühlen uns fast wie im August 2005, als wir in Rom die historischen Stätten abklapperten und unsere Schuhsohlen über glühenden Asphalt und Steine wanderten, an denen sie fast kleben blieben. Aber immerhin gab es damals die Aussicht auf einen anschließenden Aufenthalt am Meer. Dieses Jahr nun kann man auch im nördlicheren Europa die Hundstage- bzw. Ferragosto-Hitze am eigenen Leib erfahren, die in unserem Roman Jane Chatterton (Kapitel VIII, Seite 83/84) in einem Brief Janes – vom Juli 1905 – beschrieben wird:

„Kannst Du begreifen, wo die Vögel bei dieser gnadenlosen Hitze überhaupt noch die Kraft hernehmen, zu fliegen? Gemäuer und Gestein strahlten die aufgespeicherte Hitze wie ein Backofen ab, obwohl die Sonne sich bereits langsam senkte. Solch eine infernalische Glut erlebt man in Merry Moist England freilich kaum. An den August darf ich noch gar nicht denken … Ich blickte mich kurz auf dem Platz um, und da niemand sonst zu sehen war, wich ich zurück in den Schatten. Ich hätte etwas darum gegeben, wenn hier ein Brunnen gewesen wäre, um mein geschwollenes Fußgelenk zu kühlen, obwohl ich wusste, wie sehr die Römer die Reisenden für solche Entweihungen ihrer geliebten Wasserspiele hassen. Um noch zum Fontana del Pantheon zu laufen, war ich zu erschöpft. Außerdem war inzwischen keine Zeit mehr dazu – ich wollte doch den Termin nicht verpassen. Vergebens suchte ich nach einer Sitzgelegenheit. Mich wie ein Bettler auf die Stufen der Kirche im immer noch brennenden Sonnenlicht niederlassen mochte ich auch nicht. Also lehnte ich mich in einem Hauseingang an die Wand.“

Ein Kommentar zu „Ein mörderisch heißer Sommer … (von Anna-Dorothea Schneider)

  1. Lieber Holger,

    in meinem Kopf ertönt zu dieser Sequenz der „Sommer“ aus den Jahreszeiten von Vivaldi, mit der Bratsche als bellendem Hund. Wie gut der Regen gestern tat!

    Disney ist vorüber, juhu! Ich hatte zwei Wochen Urlaub und nun schon wieder fast zwei bewegte Wochen im Museum. Vielleicht interessiert euch der Vortrag von Jörg Asselborn am kommenden Dienstag, „Vom Zeichnen und Arbeiten“? Es geht so ein bisschen um die Einsamkeit des Grafikers am Schreibtisch gegenüber der munteren Gesellschaft in der communitiy der urban sketchers. Wir könnten hinterher noch ein Gläschen zusammen nehmen.

    Viele liebe Grüße auch an Anna,

    Ellen

    http://www.ellenloechner.de

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